24-STUNDEN-HACKATHON IM RAHMEN DER GRÜNDERWOCHESoftware.Werkstatt

Landkreis Freyung-Grafenau, Technologie Campus Freyung und Niederbayern-Forum haben sich mit dem ersten „B4Y3RW4LD Hackathon“ als Veranstalter auf neues Terrain gewagt und damit auch die Stellung des Bayerischen Waldes als Technologieregion weiter gestärkt.

Softwareexperten beim hacken

Über zwanzig Stunden lang hat Alfons jetzt nicht geschlafen. Seine Wangen sind rot, er spricht leise und in kurzen Sätzen. Der junge Mann sitzt vor seinem Notebook. Hinter ihm die reinweiße Wand des Konferenzraums im Technologie Campus Freyung, vor ihm auf dem Bildschirm das Modell einer Webseite. Das Bild eines Rehbocks ist darauf zu sehen. Alfons gehört zum Team „Wuidi“. Das preisgekrönte niederbayerische Start-up nutzt den Hackathon, um an einer Verbesserung des von ihm entwickelten Wildwarnsystems für den Straßenverkehr zu arbeiten. Der Rehbock auf dem Bildschirm wirkt auf den ersten Blick wie ein Bollwerk, ein unüberwindbares Hindernis … Alfons scheint auch beim Programmieren zunächst nicht wirklich weiterzukommen. Doch das gibt es bei einem Hackathon nicht.
Alfons hat für sein Projektteam beim ersten „B4Y3RW4LD Hackathon“ im Landkreis Freyung-Grafenau die Nacht durchgearbeitet…

Anlässlich der Gründerwoche Mitte November 2017 war es soweit: Landkreis Freyung-Grafenau mit Wirtschaftsförderung und Regionalmanagement, der Technologie Campus Freyung und der Niederbayern-Forum e. V. haben erstmals in der Region einen sogenannten 24-Stunden-Hackathon organisiert. Weitere Projektpartner für die Veranstaltung waren der ITC1/Gründerzentrum Digitalisierung Niederbayern sowie die Hans Lindner Stiftung.

Was steckt eigentlich hinter dem Begriff „Hackathon“?
Die Online-Plattform Wikipedia sieht den Hackathon als eine kollaborative Software- und Hardwareentwicklungsveranstaltung: Ziel eines Hackathons ist es, innerhalb der Dauer dieser Veranstaltung gemeinsam nützliche, kreative oder unterhaltsame Softwareprodukte herzustellen. Die Teilnehmer kommen üblicherweise aus verschiedenen Gebieten der Software- oder Hardwareindustrie und bearbeiten ihre Projekte häufig in funktionsübergreifenden Teams. Hackathons haben immer ein spezifisches Thema oder sind technologiebezogen.

Mittlerweile ist es neun Uhr vormittags, am zweiten Tag des Hackathons. Alfons, der Schlaflose, gehört zu den Teilnehmern, die die bereitgestellten Feldbetten am Technologie Campus Freyung die ganze Nacht nicht gebraucht haben. Er, der sonst in den Bereichen Vertrieb und Marketing arbeitet, hat nach dem Hackathon-Auftakt nicht geschlafen, weil er einfach im Konferenzraum geblieben ist. Er hatte ein langes, intensives Date mit Notebook und Programmiersprache. Bis zum Morgengrauen ist der junge Gründer hier gesessen, vor weißen Zeilen Programmcode auf schwarzem Untergrund und hat nach Lösungen gesucht, im Team getüftelt!

Eindruck vom Hackathon

Ein Hackathon ist wohl am besten umschrieben als Ideenfabrik auf Zeit. Programmierer, Designer und andere kreative Menschen werden für 24 Stunden eingeladen, miteinander zwanglos zu arbeiten. Ein paar von ihnen entwickeln Ideen für digitale Produkte oder Dienste, stellen sie vor und bilden mit anderen Teilnehmern ein Team, das aus der Idee ein fertiges Produkt macht. Oder zumindest einen Prototypen, eine vorläufige Version. Das Ergebnis stellt jedes Team am Ende in einer Präsentation vor.
Manchmal schon haben sich die Ideen aus Hackathons zu Unternehmen, teilweise zu Branchengiganten weiterentwickelt. Wie bei einer Veranstaltung im Jahr 2010. Damals entstand eine Chat-App, die ein Jahr später das Unternehmen „Skype“ für 85 Millionen Dollar aufgekauft hat.

„Geistige Väter“ des Freyung-Grafenauer Projekts sind Landkreis-Wirtschaftsreferent Ralph Heinrich, Unternehmer Julian Scheuchenzuber (Level51) und Professor Wolfgang Dorner, der Leiter des Technologie Campus in Freyung. Das Trio hatte die Idee in lockerer Runde entwickelt. Dorner ist der Überzeugung, dass die Veranstaltung schier unbegrenztes Potenzial fördert: „Um einen erfolgreichen Hackathon zu organisieren, müssen wir loslassen können: die Kleiderordnung, feste Arbeitszeiten und hierarchische Strukturen. Denn ‚Hackerthonis‘ kommen auf anderen Wegen und nach anderen Regeln zum Ziel. So ein Hackathon soll insgesamt ein Ausnahmezustand sein. Raus aus allen Strukturen, um offen zu arbeiten“.

Seitens des Landkreises ist Wirtschaftsreferent Ralph Heinrich für den Hackathon verantwortlich. Heinrich verweist in diesem Zusammenhang auf das bisher unentdeckte IT- Potenzial im Landkreis: „Viele junge Menschen beschäftigen sich intensiv auch in ihrer Freizeit mit dem Themenkreis IT, Technik, Programmierung und erarbeiten sich so wertvolle Kenntnisse. Für unsere Unternehmen in der Region wächst hier technisch versierter Nachwuchs heran, der die Herausforderungen von morgen zu schultern in der Lage ist. Mit dem Hackathon bringen wir Unternehmen und technisch Versierte an einen Tisch. Insgesamt tun wir damit etwas für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und damit der Zukunftsfähigkeit der Region.“

Der Hackathon passt thematisch auch perfekt zu MEHR ALS DU ERWARTEST. Denn wir möchten das Bewusstsein für die Stärken der Region allgemein schärfen. Ein Teilaspekt ist hier sicher auch die Tatsache, dass gut qualifizierter Fachkräftenachwuchs gerade auch im technischen Bereich in den Startlöchern steht.


Text: Stefan Schuster
Bilder: Stefan Schuster

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