VON DER BACHELORARBEIT ZUR WASSERKRAFTANLAGEWasser.Marsch

Nicht nur in der Politik sind Erneuerbare Energien ein großes Thema. Michael Miedl aus Rettenbach hat Management Erneuerbare Energien in Weihenstephan studiert und 2017 den Bürgerenergiepreis für seine Kleinstwasserkraftanlage am Ebenreuther See erhalten.

Michael und sein Kraftwerk

Die Idee für das Kraftwerk entwickelte sich 2014, als Michael nach einem Thema für seine Bachelorarbeit suchte. „Zum Baden bin ich immer schon zum Ebenreuther See gefahren. Da lag es nahe, hier nach einer Möglichkeit für ein Wasserkraftwerk zu suchen“, erläutert Michael.

Als er in Graz im Rahmen der Bachelorarbeit die Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage untersuchte, festigte sich der Entschluss, das Projekt in die Tat umzusetzen. „Also wirtschaftlich gesehen ist so eine Kleinstwasserkraftanlage finanziell erst mal nicht so ergiebig. Aber ich dachte damals: Ich habe schon so viel Arbeit hier reingesteckt, viel schwieriger kann das doch gar nicht mehr werden“, lacht Michael.

Er erinnert sich, dass der bürokratische Aufwand und die zu erfüllenden Auflagen enorm waren. „Seit 40 Jahren gab es kein Neurecht mehr für die Wasserkraft. Es hat dann zwar doch noch fast zwei Jahre gedauert, aber schließlich habe ich mich durchgesetzt.“

Die Finanzierung selbst war für den Studenten damals aber kein Problem. „Die Wasserkraft hat einen enorm guten Ruf. Bekannte, Freunde und Verwandte haben mich unterstützt. Ich als Student hätte das damals nicht stemmen können.“v

Die Idee von Michael

Scheinbar stand dem Bauvorhaben nichts mehr im Wege. Doch auch die Natur legte ihm Steine in den Weg – und das im wahrsten Sinne des Wortes. „Anfangs sah der Baugrund super aus: bis wir auf massiven Fels gestoßen sind. Da war auch mit dem Bagger nichts mehr zu machen“, erinnert sich Michael.

Doch das Glück war auf Michaels Seite. Über Bekannte lernte er einen Sprengmeister kennen, der ihm den Weg freimachte. „Ich habe wirklich jeden mobilisiert – Freunde und Verwandte sowie der Fußballverein haben mitgeholfen. Wir haben am Tag locker 14 bis 15 Stunden gearbeitet. Das war ganz schön hart, aber ich finde, es hat sich gelohnt.“

So wurde aus grauer Theorie am 21. Dezember 2016 nach nur vier Monaten Bauzeit Realität, als Michael die Turbine das erste Mal in Betrieb nahm. „Es war teuer und aufwendig. Aber vielleicht war es das im Nachhineinwirklich wert. Ich sehe den ökologischen Nutzen dahinter: Wir machen am Ebenreuther See aktiv etwas für den Fischschutz, haben eine Wasserregulation und der Eingriff in die Natur ist minimal. Außerdem erzeuge ich mit dem Kraftwerk Strom für 20 Haushalte. Und langlebig sind diese Anlagen auch.“

Ebenreuther See

Unvorhersehbare Komplikationen hat Michael dann doch erlebt. „Ich musste schon drei Pegelmesser wechseln, weil der Blitz eingeschlagen hat. Wer glaubt denn, dass der Blitz dreimal in so einen See einschlägt?“, lacht Michael. Wenn er noch ein Kraftwerk bauen würde, würde er sich definitiv für andere Pegelmesser entscheiden. „So etwas habe ich vor dem Bau der Anlage einfach nicht gewusst. Aber so entwickelt man sich weiter.“

Die Liebe zu seiner Heimat brachte ihn auf die Idee, im Landkreis Freyung-Grafenau sein Bachelorprojekt zu realisieren. „Hier habe ich meine langjährigen Freunde, meine Familie und hier möchte ich auch weiterhin leben, auf jeden Fall.“ Deswegen hat sich der junge Rettenbacher beruflich in der Region orientiert, wo er schließlich seine Arbeit im Ingenieurbüro Pfeffer in Regen begann, wohin er von Rettenbach einfach pendeln kann.

Nun möchte der Ingenieur einen Wasserkraftlehrpfad um den Ebenreuther See installieren. „Das Wissen um die Wasserkraft ist über die Zeit verloren gegangen. Deshalb möchte ich mein Wissen nun weitergeben.“ Wir finden, für so viel Fleiß, Enthusiasmus und Entschlossenheit hat Michael Miedl den Bürgerenergiepreis durchaus verdient gewonnen.


Text: Isabelle Matějka
Bilder: Isabelle Matějka

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