Heimat Date mit Kristina und StefanDie Bürgermeisterin und der Exil-FRG-ler vom ADAC

Der eine hat – obwohl er unweit in der Gemeinde Mauth-Finsterau aufgewachsen ist – absolut keine Ahnung von der Dreisessel-Gemeinde Neureichenau. Aber er hat den schönen Auftrag, für die ADAC MotorWelt den östlichsten Punkt Bayerns zu suchen und zu porträtieren, der dort liegt. Die andere ist seit Mai Bürgermeisterin in ihrem Heimatort und hat sich für diese Story ein spannendes Programm ausgedacht – ohne es vorher zu verraten. Und so bestellt die junge Kommunalpolitikerin Kristina Urmann den ADAC-Schreiberling Stefan Dorner ins Rathaus ein.

Blind Date fürs HeimatDate!
 

 
www.adac-suedbayern.de

In der ADAC MotorWelt, die am 18. Februar 2021 erscheint, heißt die Titelstory „Grenzerfahrungen“. Es werden der nördlichste, südlichste, westlichste und östlichste Punkt Bayerns vorgestellt – und dort die Besonderheiten dieser Regionen mit je einem Einheimischen erzählt. Mit Kristina – mit 54 Prozent bei drei Gegenkandidaten als Nachfolgerin von Walter Bermann fulminant ins Amt gewählt – als eine der jüngsten Bürgermeisterinnen Deutschlands ist die Hauptdarstellerin schnell gefunden.

Die Schönheiten ihrer Heimat will sie Stefan im Vorfeld der Reportage nicht preisgeben. „Ich überleg‘ mir was, lass Dich überraschen“, sagt sie. „Wir treffen uns um 9 Uhr im Rathaus.“ So was nennt man Briefing auf niederbayerisch. An besagtem Termin wartet die Neu-Bürgermeisterin, junge Mutter und studierte Betriebswirtin im Outdoor-Outfit. Ihre Homepage aus dem Wahlkampf heißt mit-kristina.de Das gilt heute auch für Stefan, der seit elf Jahren „FRG-ler im Münchner Exil“ ist und dort die Kommunikation und das Marketing des ADAC Südbayern leitet.

„Auf geht’s, dort stehen unsere Drahtesel, die Autos bleiben hier“, sagt Kristina. Per eBike geht es auf den Adalbert-Stifter-Radweg. Dieser führt auf 39 Kilometern von Röhrnbach auf der ehemaligen Bahntrasse nach Haidmühle. „Die geringen Steigungen sind super, denn hier können auch Kinder perfekt und gefahrlos strampeln“, freut sich Kristina auf den Tag, wenn ihr kleiner Bub (3) erstmals in die Pedale tritt. Der Radweg ist ideal für weitere Touren in Richtung Böhmerwald auf der östlichen Seite und nach Waldkirchen und zum Donau-Ilz-Radweg westwärts. „Das Schönste hier für mich ist, dass ich die hohen Berge des Bayerisches Waldes von Radl aus sehen, jedoch nicht hinauffahren muss“, sagt Kristina mit einem Lachen. Grenzenloses Strampeln durchs Abteiland im Radgebiet Donau-Moldau!

„Stop! Da vorne bitte links“, ruft Kristina. Wir verlassen den Stifter-Radweg und folgen dem Schild „Kräuterhof“. Bald stehen wir im Hofladen von Helene Zitzelsberger. Es duftet nach Seifen, ihrer Spezialität. „Gesund und gut für die Haut“, sagt sie. „Die Natur gibt uns alles, was wir brauchen“,
sagt die Kräuterpädagogin, die mit ihrem Mann Alois in einem wahren Idyll in Branntweinhäuser lebt. Meterhohe Rosen, Blumen, Bienenstöcke. Helene drückt uns eine Dreisesselbergseife in die Hand. Fichte, Rizinus und Thymian. „Wir müssen weiter – Dreisessel ist ein gutes Stichwort, Pfiat Di, Helene“, verabschiedet sich Kristina.

Den Dreisessel (1312 m) kennt freilich sogar der Mauthler, auch wenn der natürlich nichts über seinen Hausberg, den Lusen (1373 m), kommen lässt. „Unser Berg ist höher“, sagt er. „Dafür ist unserer kein Steinhaufen, sondern zu richtigen Sitzen geformt“, kontert sie. Der Dreisessel und der Hochstein sind ein Touristenmagnet. Das gilt vor allem beim „Tag des Sports“: Da stürmen 900 Biker, Läufer und Nordic Walker hinauf. Der „Quälspaß“ mit Start in Neureichenau hat sich zu einem sportlichen Höhepunkt in der Region entwickelt. Wie sich herausstellt, hat hier Stefan jedoch der Lokalmatadorin sogar was voraus. Er ist vor Jahren für das „Team Bistumsblatt“ seines Kollegen und Freundes Wolfgang Krinninger (Chefredakteur der Kirchenzeitung) schon mal dabei gewesen. Sie bislang als Aktive noch nicht. „Nächstes Jahr meldest Du aber ein ADAC Team an“, schlägt Kristina vor. „Ausgemacht! Aber nur, wenn Du selbst als Finisherin dabei bist“, lautet der Deal. Wir werden sehen, wer tatsächlich beim „Bezwinger“, der großen Holzskulptur auf dem Eisen-Drahtesel neben dem Dreisesselschutzhaus, stehen wird.

Vom Dreisessel führt der Wanderweg über das Steinerne Meer in Richtung Plöckensteiner See und zum Dreieckmark, wo Bayern auf Böhmen und das österreichische Waldviertel trifft. „Hier sind grandiose Ausblicke bis in die Berge garantiert bei schönem Wetter“, schwärmt Kristina und schreitet durch den Oktober-Nebel, der sich wie November anfühlt. Wir biegen auf dieser Route rechts ab Richtung Riedelsbach und wandern den Gegenbach entlang, bis wir zum Grund unseres HeimatDates und der MotorWelt-Reportage kommen: dem östlichsten Punkt Bayerns. „Hier geht die Sonne neun Minuten früher auf als in München“, sagt Kristina nach dem Abstieg zur „Felsmarke N 8“. Diese Stelle sichert seit 1765 die Grenze zu Österreich. Wir sind mitten im „Hochwald“, in dem der große Schriftsteller, Dichter und Maler Adalbert Stifter (1805 – 1868) einst seine Inspiration und Muße gefunden hat. Wenn man sich in dieser Einsamkeit so umsieht, wird offenbar, was er gemeint hat: „Sage niemals, dass etwas schön ist, so lange Du nicht den Bayerischen Wald gesehen hast.“ Zeit für eine Brotzeit.

Wir sind jetzt am Campingpark von Neureichenau. Hier starten wir den Waldstreifzug, ein mit 200.000 Euro gefördertes Vorzeigeprojekt der Gemeinde. Auf einer gut einstündigen Tour lassen sich hier verblüffende Geheimnisse des Waldes und seiner Geschöpfe sammeln. An 10 Themenstationen wird das vielfältige Walderleben spürbar. „Das ist ein Ort für Groß und Klein“, freut sich Kristina über das gelungene Freizeitangebot. „Und es ist was für Einheimische und Urlauber.“ Auf die Kinder wartet „Rudi Ratlos“ – der schlaue Raufußkautz. Er erzählt spannende Geschichten und verrät viele Geheimnisse des Waldes. Diese werden mit der Actionbound-App mit dem Smartphone interaktiv erlebbar, die Teilnehmer gehen auf interaktive Punktejagd. Und an der Pforte am Eingang des Campingparks gibt es einen schönen Preis. „Welchen, wollen wir nicht verraten“, sagt Kristina. „Das muss jeder selbst ausprobieren und sich überraschen lassen.“

Jetzt wird es Zeit für eine Stärkung. Es geht nach Gut Riedelsbach ins 1. Bier- und Wohlfühlhotel. Der diplomierte Bier-Sommelier Bernhard Sitter nimmt sich Zeit für seine Gäste. Sein ***S-Haus ist eine Erfolgsgeschichte. Immer wieder investiert er mit seiner Familie und baut aus. „Leben und leben lassen“, ist seine Devise, deswegen hat er vor kurzem auch für die Raucher eine Genuss-Lounge errichtet. Bei Sitter soll man einfach den Alltag vergessen. Nach einem kleinen Bier geht es weiter. Doch im Hotelshop am Eingang hat sich Kristina gleich die Weihnachtsgeschenke für ihren Schwiegervater und Mann gesichert. Was, wird hier natürlich nicht verraten. „Ich jedenfalls würde mich darüber freuen“, sagt Stefan lachend. Na dann, Prost!

Nach dem Essen heißt es: Beine vertreten! Das geht ganz wunderbar am nahegelegen Stausee Riedelsbach. Der ist im Sommer bei den Badegästen sehr beliebt und sein sauberes Wasser sorgt für die nötige Abkühlung. Im vorderen Bereich ist das Revier der Fischer. Und am Parkplatz gibt es einen öffentlichen Grillplatz. „Es ist ein schöner Ort für unsere Familien und Urlauber!“, verrät Kristina.

„Jetzt zeig ich Dir was, das wird Deinen Kindern gefallen“, sagt Kristina. Es geht hoch hinaus zum Link’n-Hof, dem mehrfach ausgezeichneten Erlebnis-Bio-Bergbauernhof der Familie Mößthaler. Es begrüßen uns Alpakas, Schafe, Esel und viele andere Tiere. Ein Idyll auf 1000 Metern mit grandiosem Ausblick. Man hat die Wahl zwischen Ferienwohnungen, Blockhäusern oder einem Bergchalet. „Oder willst Du noch weiter hoch und magst es noch ruhiger?“, fragt Alex Mößthaler den Mauth-Münchner. Es geht über einen Waldweg auf die Link’n-Alm aus dem Jahr 1844, die die Mößthalers liebevoll restauriert haben und die Platz für 14 Personen bietet. Kachelofen, Küche, Bad – alles da. „Hier hast Du absolute Ruhe vom Alltag!“

Der Name und das Wirken von Adalbert Stifter ist in Neureichenau auch über 200 Jahre nach seinem Tod unübersehbar. Am Ende unsere Rundreise geht es deswegen in sein Museum im Rosenberger Gut, in dem er viele Jahre gelebt und geschrieben hat. Hier wird die gesamte Schaffenskraft und Gedankenwelt des Dichters und Malers spürbar, jedoch auch dessen innere Zerrissenheit. Deswegen lautet eines von Kristinas Lieblingszitaten aus den Stifter-Sprachschatz: „Nur der ist reich, der geliebt wird und lieben darf.“ Dem hat Stefan nichts hinzuzufügen nach diesem Blind Date-HeimatDate, außer den letzten Satz in seiner MotorWelt-Reportage: „Es ist ein liebens- und lebenswerter Landstrich am östlichsten Punkt Bayerns.“

Zurück am Rathaus heißt es Servus-Sagen. „Das hier bei euch hätte ich mir schon früher von der Mauth aus mal anschauen können – und nicht erst darauf warten müssen, vom fremden München aus für den ADAC hierher zu kommen“, gibt Stefan zu. Kristina nimmt es gelassen und kontert mit einem anderen Zitat. „Fremd ist in der Fremde nur der Fremde!“ Kein Stifter diesmal, sondern ein echter Karl Valentin. Auf Wiedersehen in Neureichenau und im Hochwald unter dem Dreisessel!

Wir sagen vielen Dank an Marco Rauch von Brennweiten Media, der uns für dieses HeimatDate mit seiner Kamera begleitet hat!
Die MotorWelt mit der Reportage „Grenzerfahrungen“ und dem Porträt über Neureichenau und das Dreiländereck erscheint am 18. Februar 2021. Das Magazin ist für alle ADAC Mitglieder kostenlos erhältlich in der ADAC Geschäftsstelle und Reisebüro Passau sowie in allen teilnehmenden Edeka- und Nettomärkten in der Region. Mehr dazu und einen Abholfinder gibt es unter adac.de/motorwelt


Die Vertraulichkeit deiner persönlichen Angaben ist uns sehr wichtig.
Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Kann ich helfen?