Landwirtschaft in FRG – wer und was steckt dahinter?

Mit 1536 Betrieben ist die Landwirtschaft im Landkreis ein nicht unerheblicher Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber. Künftig wollen wir in unregelmäßigen Abständen hiesige Betriebe und verschiedene Bewirtschaftungsformen sowie interessante Daten und Fakten unserer regionalen Landwirtschaft vorstellen.

Von den 1536 Betrieben bewirtschaften 1161 weniger als 20 Hektar. Lediglich 20 Betriebe, das heißt, nur etwa 1 Prozent, bewirtschaften mehr als 100 Hektar. Unsere heimische Landwirtschaft besteht daher zu einem großen Teilen aus strukturreichen Kleinbetrieben, meist generationenübergreifende Familienbetriebe. Von 27 542,62 Hektar bewirtschafteter Fläche im Landkreis entfallen 22 794,26 Hektar auf Grünland, also Wiesen zur Heu- und Silagegewinnung. Mit 75 Prozent der Fläche haben sich unsere heimischen Landwirte dem Vertragsnaturschutz verpflichtet und bieten so einen artenreichen Lebensraum. 17 Prozent der bewirtschafteten Fläche werden zum Marktfruchtanbau und als Hauptfutterflächen wortwörtlich „beackert“. 1180 der 1536 Betriebe im Landkreis halten auch Tiere. Das Spektrum geht hier von Rindern über Schafe und Ziegen, Pferden, Schweinen und Geflügel bis hin zu „Exoten“ wie Alpakas. Über die Hälfte unserer landwirtschaftlichen Tierhalter sind Milch- und Mutterkuhhalter. Sie beherbergen über 36 000 Rinder. Damit ist die Milchwirtschaft innerhalb der Landwirtschaft die bei uns im Landkreis mit Abstand am Stärksten vertretene Sparte. Mit einigem Abstand folgen die Geflügelhaltungsbetriebe mit über 16 000 Tieren im Landkreis. Dagegen gibt mit nur 669 Tieren vergleichsweise sehr wenige Schweine auf unseren heimischen Höfen.

Einer dieser typischen Milchviehbetriebe für unseren Landkreis ist der von Alexander und Christiane Putz aus Hochwegen bei Fürsteneck. 2015 haben sie den Betrieb von Alexanders Vater übernommen modernisiert und erweitert: Der ebenfalls 2015 neu erbaute, helle und luftige Milchviehstall entspricht in der Tierhaltung allen Bio-Vorgaben, obwohl ihr Betrieb nicht offiziell biozertifiziert ist. 65 Milchkühen plus etwa 40 Jungtieren bietet der Laufstall Platz. Bis zum Neubau 2015 betrieb auch die Familie Putz noch einen Stall mit Anbindehaltung. „Die Anbindehaltung ist heute ein Auslaufmodell, verteufeln will ich sie allerdings auch nicht.“, stellt Alexander Putz klar. Auch seien eben diese Ställe mit Anbindehaltung schließlich irgendwann einmal genehmigt geworden, zum Teil noch vor nicht mal 20 Jahren. Dass eine Umstellung mit Um- und Neubauten aus wirtschaftlichen Gründen einfach Zeit braucht, müsse daher klar sein. Manche dieser Landwirte stehen sowieso kurz vor der Rente, haben keine Hofnachfolger. Ein Neubau würde daher also keinen Sinn machen und die Betriebe werden noch im alten Stall zu Ende geführt.

Wenn die Voraussetzungen stimmen zahlt sich mehr Tierwohl aber auch ganz klar aus: Etwa ein Drittel mehr Milch geben die Rinder der Familie Putz, allein aufgrund der Umstellung in den neuen Stall. Die Tiere haben großzügige Laufflächen zur Verfügung, eingestreute Liegeflächen, einen Außenbereich und Wellnessbürsten. Der Stall ist hell, offene Flächen und große Tore zu allen Seiten sorgen unterstützt von drei großen Ventilatoren für frische Luft. Neben der Milchviehhaltung betreiben die Putzs eine kleine Bullenmast zur regionalen Fleischerzeugung in Direktvermarktung, ein Bioheizkraftwerk für voraussichtlich acht Haushalte ist gerade im Entstehen. Neben den Hackschnitzeln aus dem eigenen Wald dürfen auch jene Waldbesitzer, welche an das Heizkraftwerk angeschlossen werden, Hackschnitzel liefern. So werden Synergien genutzt und ein regionaler Kreislauf geschaffen. Werte, auf welche Alexander Putz großen Wert legt: „Landwirtschaft, das geht nur Miteinander, mit Wertschätzung und Respekt. Zumindest hier bei uns in Hochwegen ist die Dorfgemeinschaft noch intakt. Es wird zusammengehalten, sich gegenseitig geholfen. Auch bekamen wir bisher noch nie Beschwerden, wenn wir spätnachts oder wochenends die Ernte einbringen mussten. Da muss man auch was zurückgeben als Landwirt, offen sein und mit den Leuten reden.“. Als Beispiel bringt Putz die Maisernte im Hitzesommer 2018 vor: Mais wird im Normalfall erst im September geerntet, wenn die Nächte oft schon kühl sind. 2018 war der Mais schon im August reif, tagelang über 30 Grad, auch die Nächte nicht sonderlich kühler. Da die Temperatur im „Stock“, also tief im Maisfeld, aber zur Ernte nicht zu hoch sein darf, da sonst für eine funktionierende Haltbarmachung in Form des Silierens nötige Bakterien absterben, musste nachts geerntet werden. „Man muss das den Leuten dann aber auch erklären, woher sollen sie es denn sonst wissen?“.

An der MADE Landwirtschaftskampagne beteiligen sich Christiane und Alexander Putz, weil sie es als wichtig erachten, aufzuzeigen, was die heimische Landwirtschaft kann und welche hohen Standarts die meisten Betriebe erfüllen. „Wir brauchen wieder gegenseitigen Respekt, gegenseitiges Verständnis. Das geht nur, wenn wir Landwirte auch auf die Anwohner zugehen, einen Dialog führen. Offen aufzeigen, was wir leisten, dass wir uns um unsere Tiere und die Natur kümmern. Wenn das wieder mehr verstanden und respektiert wird, wird es vielleicht auch wieder besser honoriert.“. -up


Die Vertraulichkeit deiner persönlichen Angaben ist uns sehr wichtig.
Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Kann ich helfen?